Neue Fortbildungsmöglichkeiten für Gesundheitsfachkräfte und Expert*innen in digitaler Kompetenz

Heutzutage überrascht es niemanden mehr, wenn jemand eine Smartwatch oder ein Armband am Handgelenk trägt, das Schritte oder den Puls misst. Verschiedene Gesundheits-Apps für ein gesünderes und aktiveres Leben sind auf den Smartphones fast aller Menschen installiert. Jeden Tag werden Hunderte neuer Websites, Social-Media-Konten und Gruppen für gesundheitsbezogene Zwecke eingerichtet. Neue Technologien wie KI, VR und 3D revolutionieren das Gesundheitswesen, indem sie Krankheiten vorbeugen, Diagnosen unterstützen usw.

Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie Digitalisierung und Technologie das Leben der Menschen beeinflussen, wobei die Gesundheit sicherlich einer der wichtigsten Bereiche ist. „Die erfolgreiche Umgestaltung des Gesundheitswesens hängt von der digitalen Gesundheitskompetenz jedes europäischen Bürgers ab. Es ist sehr wichtig, dass heute jeder Zugang zu den Fähigkeiten und dem Wissen hat, um digitale Technologien zu nutzen und gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern“, sagt Nenja Wolbers, Vertreterin der Stiftung Digitale Chancen in Deutschland.

Laut Eurostat haben im Jahr 2022 EU-weit 52 % der Bürgerinnen und Bürger online nach Gesundheitsinformationen gesucht. Die Nutzung des Internets für gesundheitsbezogene Themen variiert je nach Wohnsitzland. Am häufigsten werden gesundheitsbezogene Informationen im Internet in Finnland (81 %) genutzt, am seltensten in Rumänien (29 %). In anderen EU-Ländern wie Litauen (62%), Griechenland (58%), Slowenien (50%) und Deutschland (37%) sind die Anteile relativ ähnlich.  Laut derselben Umfrage nutzen 33 % der Bürger das Internet, um über eine Website einen Arzttermin zu vereinbaren, 24 % greifen online auf persönliche Patientenakten zu, und weitere 18 % nutzen das Internet, um über eine Website oder eine Anwendung auf andere Gesundheitsdienste zuzugreifen, anstatt ins Krankenhaus zu gehen oder einen Arzt aufzusuchen. Laut dem eHealth-Aktionsplan 2012-2020 der Europäischen Kommission sind die Haupthindernisse für die Nutzung von eHealth mangelndes Bewusstsein und Vertrauen sowie mangelnde Fähigkeiten, Online-Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und zu bewerten – und dieses Wissen zu nutzen, um Gesundheitsentscheidungen zu treffen und digitalen Gesundheitslösungen zu vertrauen.

Um dem Mangel an digitalen Kompetenzen entgegenzuwirken, führt ein Konsortium von Partnern aus Deutschland, Litauen, Slowenien, der Schweiz und Griechenland das zweijährige, von Erasmus+ finanzierte Projekt E-HEALth Literacy durch. Es zielt darauf ab, Menschen beim Erwerb digitaler Kompetenzen zu unterstützen, damit sie die neuesten Technologien und digitalen Werkzeuge in ihren verschiedenen Lebenssituationen und für ihre Gesundheit nutzen können.

Basierend auf den Ergebnissen von Sekundärforschung und Fokusgruppen entwickelte das Projektteam einen Kurs zur Qualifizierung von „Digitalen Gesundheitspatinnen und -paten“. Dieser richtet sich auch an Fachkräfte, die nicht in Gesundheitseinrichtungen arbeiten, wie z.B. Digitalexperten, Bibliothekare und Nachbarschaftsberater, die mit Erwachsenen arbeiten und sie beim Erwerb digitaler Kompetenzen unterstützen. Der Kurs besteht aus 5 Modulen mit folgenden spezifischen Themen: (i) Fähigkeiten und Kompetenzen zur Erleichterung der Nutzung von eHealth; (ii) Datenschutz; (iii) Suche und Auswahl von Informationen; (iv) Interaktion mit und Nutzung von Diensten und Anwendungen; (v) Kommunikation und Verbindung mit Gesundheitsfachkräften.

Nach Abschluss des 15-stündigen Kurses werden die  Gesundheits-Patinnen und -Paten in der Lage sein, digitale Gesundheitsdienste vorzustellen, die zur Verbesserung des täglichen Lebens genutzt werden können. Sie werden die Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben, die für eine effektive Suche und Auswahl von Online-Informationen mit der Google-Suchmaschine erforderlich sind, und sie werden Kompetenzen zur Bewertung von Informationen in sozialen Medien und zu Datenschutzfragen erwerben. Sie werden auch in der Lage sein, Apps an die Gesundheitsbedürfnisse verschiedener Menschen anzupassen und verschiedene Arten von digitalen Gesundheitsdiensten zu klassifizieren.

In der aktuellen Projektphase arbeiten alle Partner an der Umsetzung des Trainingspakets in ihrem jeweiligen nationalen Kontext und bereiten sich auf die Qualifizierung der Erwachsenen vor, die im Mai/Juni dieses Jahres beginnen wird.